GESTALTEN MIT HERZ UND VERSRAND

SPD Kahla/ Südliches Saaletal

Bewegende Gedenkfeier zum 70. Jahrestag der Befreiung

Veröffentlicht am 10.05.2015 in Allgemein

Vertreter der SPD Kreistagsfraktion und des Ortsvereins vor dem Ehrenmal im Leubengrund. (Foto: A. Schlotter)

Der 8. und 9. Mai 2015 standen in Kahla und Umgebung ganz im Zeichen der Erinnerung an den 70. Jahrestag des Kriegsendes und der Befreiung. Zum Gedenken an die Opfer der Zwangsarbeit in der REIHMAG in Großeutersdorf bei Kahla legten die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion Irene Schlotter und der Kahlaer SPD-Stadtrat Ulf Ryschka einen Kranz am Ehrenmal im Leubengrund nieder. Im Anschluss nahmen Mitglieder des SPD Ortsvereins an den Trauerfeierlichkeiten und der Einweihung einer Gedenktafel auf dem Kahlaer Friedhof teil.

Ein Überlebender der schrecklichen Kriegszeit und der Zwangsarbeit konnte aus Italien nach Kahla reisen, um an den Festveranstaltungen teilzunehmen. {$article_text2}

}:0">Ermano Falcioni ist einer von ca. 10.000 Menschen, die nach Kahla verschleppt wurden, um in der REIHMAG am Bau der "Wunderwaffe" Me 262 mitzuarbeiten. Mindestens 2000 Männer, Frauen, Kinder und sogar Säuglinge starben auf Grund von Erschöpfung, Krankheit, Hunger oder an den Folgen der Ausbeutung.
Im Leubengrund ließ ein Redner die Betroffenen selbst zu Wort kommen. Er zitierte aus Erinnerungen und Interviews, die nach dem Kriegsende aufgezeichnet wurden und die schwere Arbeit, das Leben im Lager und die Erniedrigung durch das Wachpersonal beschrieben. "Ich hatte mit den Tränen zu kämpfen," beschreibt Irene Schlotter. "Einfach unfassbar, was den Menschen für Leid angetan wurde." Einem Ehemann und Vater gelang es aus dem Zug, der ihn ins Lager nach Kahla beförderte, einen Zettel mit Grüßen an seine Frau zu werfen. Dieser Zettel gelangte auf verschlungenen Wegen in das Archiv des Geschichts- und Forschungsvereins Walpersberg e.V., der seit vielen Jahren daran arbeitet, die Geschichte des Rüstungswerkes zu dokumentieren und an das Schicksal der Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen zu erinnern.
Eindrucksvoll schilderte Markus Gleichmann, Vorsitzender des Vereins, am Abend bei der Festveranstaltung im Kahlaer Rathaus, wie die Menschen in den 28 Haupt- und Nebenlagern der REIMAHG lebten und starben. Mindestens 2000 Menschen verloren ihr Leben. "Die ersten 38 wurden noch in Särgen auf dem Kahler Friedhof beerdigt," so Gleichmann. "Danach wurden die Leichen in Schubkarren herangefahren, in Decken gehüllt und in einem Massengrab verscharrt." Es sei unerträglich, dass man bis heute nicht genau wisse, wie viele Menschen in diesem Grab liegen und wer genau sie waren. Noch immer suchen Angehörigen nach Vermissten und hoffen auf Klarheit, wo sie um sie trauern können. Seit dem 9. Mai informiert eine Tafel am Massengrab über die dort begrabenen Menschen und klärt über die Zusammenhänge auf.
Wie wichtig die Erinnerung an das Geschehene auch nach 70 Jahren ist, machte Ministerpräsident Bodo Ramelow in seiner Gedenkrede deutlich. Er dankte den Opfervereinigungen aus Belgien und Italien - die über die Jahre, in denen in Westdeutschland keine Erinnerung an das NS-Regime, den Krieg und seine Opfer möglich war und in Ostdeutschland die Erinnerungskultur einseitig ausgelegt wurde - für ihren Beitrag zur Bewahrung der Geschichte. "Es macht mich zuversichtlich, dass sie als Opfer heute hier nach Kahla in die Heimat der Täter gekommen sind," so Bodo Ramelow, "und wir uns hier über die Gräber hinweg die Hände reichen."
Dass es einige Unverbesserliche gebe, die den Holocaust leugnen, versuchen rechtsextremistisches Gedankengut in der Mitte der Gesellschaft wieder zu etablieren und dabei auf fruchtbaren Boden treffen, betonte auch Kahlas Bürgermeisterin Claudia Nissen-Roth: "Es ist an uns den Staffelstab der Erinnerung von der Generation der Überlebenden zu übernehmen." Die Aufgabe der Jugendlichen sei es, durch ein tolerantes Umgehen miteinander und nicht gegeneinander den Frieden zu erhalten, "denn wir feiern heute nicht nur 70 Jahre Kriegsende, sondern auch 70 Jahre Frieden in Deutschland."

 

Für Sie im Kreistag

Unser Landtagsabgeordneter Dr. Thomas Hartung

Unsere Bundestagsabgeordnete Elisabeth Kaiser